Kotprobe Pferd

Kotprobe beim Pferd – Welche Aussage macht Sie?

Durch die Änderungen bei der Wurmbekämpfung beim Pferd kommt immer wieder Verwirrung auf, welche Aussage aufgrund einer Kotprobe beim Pferd gemacht werden kann. Deshalb ist es wichtig, in welchem Zusammenhang eine Kotprobe genommen und untersucht wird. Generell werden mit einer Kotprobe Eier von Strongyliden, Spulwurm und Bandwurm oder schon geschlüpfte Larven beim Lungenwurm nachgewiesen. Die Wurmeier werden nur von erwachsenen weiblichen Würmern ausgeschieden. Über andere Wurmstadien macht die Kotprobe beim Pferd also keine Aussage. Eier von Pfriemenschwänzen (Oxyuris equi) können zufällig auch nachgewiesen werden. Wenn gezielt nach dieser Wurmart gesucht werden soll, ist der Tesafilm-Abklasch die Methode der Wahl.

Wollen Sie erst einmal wissen, wie eine Kotprobe beim Pferd eingesammelt wird, lesen Sie hier weiter.

Kotuntersuchung beim kranken Pferd

Beim kranken Pferd (das in einem Bestand steht, in dem nicht regelmäßig untersucht wird) dienen Kotproben dazu, eine Aussage über einen möglichen Befall mit Endoparasiten in der Vergangenheit zu treffen. Eine Infektion mit Strongyliden wird bis auf sehr wenige Ausnahmen auf jeden Fall vorliegen. Für diese Aussage braucht man keine Kotprobe. Weißt die Kotprobe Strongylideneier nach, so hat das Immunsystem des Pferdes es nicht geschafft deren Entwicklung aufzuhalten, bevor die Würmer erwachsen werden. Von der Höhe der Strongyliden-Eiausscheidung kann grob auf die Anzahl der erwachsenen Würmer im Darm geschlossen werden – aber nur sehr grob. Allerdings wäre es bei einem kranken Pferd viel interessanter, die Anzahl der Strongyliden- Larven in der Darmwand zu kennen. Diese können bei massivem Befall klinische Symptome verursachen, aber mit keiner Entwurmung vollständig aus dem Pferd eliminiert werden.

Spulwürmer und Bandwürmer kommen nicht in jedem Bestand vor. Deshalb ist der Fund eines Eis eines Bandwurm oder Spulwurm-Weibchen ein Beweis für eine Infektion mit dieser Wurmart in der Vergangenheit. Wird kein Ei dieser beiden Wurmarten gefunden, so lässt sich keine Aussage über die Vergangenheit treffen. Spulwurminfektionen werden von erwachsenen Pferden durch die Ausbildung einer vollständigen Immunität gestoppt, bevor die Würmer geschlechtsreif sind. Bandwürmer scheiden ihre Eier nur intermittierend aus, also nicht immer. Deshalb wird ein Befall mit Bandwurm nur zuverlässig diagnostiziert, wenn wiederholt Kotproben von allen Pferden im Bestand wie bei der zeitgemäßen + selektive Entwurmung untersucht werden. Um erwachsene Weibchen von Großen Strongyliden. Leberegel und Lungenwurm nachzuweisen, braucht man übrigens spezielle Verfahren. Eine Infektion mit Pfriemenschwänzen (Oxyuris equi) kann mit einer Kotprobe nur im Ausnahmefall nachgewiesen werden, da die Weibchen normalerweise die Eier außerhalb des Darmes auf die Haut im Bereich des Afters legen.

Erfolgskontrolle nach einer Wurmkur

Um Ivermectin, Moxidectin, Pyrantel oder die Benzimidazole auf ihre Wirksamkeit zum Zeitpunkt der Entwurmung zu testen, werden vor der Wurmkur und 14 Tage danach die Eier von Strongyliden und Spulwürmern gezählt. Wichtig: Ohne Auszählen und ein Ergebnis in EpG (Eier pro Gramm Kot) geht das nicht z.B. mit der McMaster Methode.

Es reicht auch nicht eine Kotprobe 14 Tage nach der Entwurmung zu untersuchen. Ist das Ergebnis von einer Einzel-Kotprobe negativ,  lässt sich keine Aussage machen: Hatte das Pferd überhaupt erwachsene weibliche Würmer im Darm oder hat sein Immunsystem und nicht das Ivermectin, Moxidectin, Pyrantel in der Wurmkur die Eiausscheidung gestoppt?  Bei den Kleinen Strongyliden sollte die Verwendung von Benzimidazolen immer mit zwei Kotproben überprüft werden. Bei diesen Wirkstoffen sind die Resistenzen sogar schon im Beipackzettel beschrieben.

Die Wirksamkeit von Praziquantel, das Mittel gegen die Bandwürmer, kann leider nicht überprüft werden.

Erfahren Sie hier wie eine Kotprobe zur Überprüfung der Wirksamkeit untersucht wird.

Erfahren Sie hier mehr über die Wirkstoffe in den Wurmkuren.

Kotprobe und Zeitgemäße (+Selektive) Entwurmung

Bei der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung ist nach dem ersten Jahr bekannt, mit welchen Endoparasiten ein Bestand infiziert ist. Auch die grobe die Anzahl der Strongyliden, Spulwürmer und Bandwürmer (jugendliche und erwachsene Stadien) im  Pferd ist grob bekannt: Durch Reduzierung der Kontamination von Koppeln und Umwelt mit Wurmeiern kann sich ein Pferd nur mit einer sehr begrenzten Anzahl von Wurmstadien infizieren. So können sich keine großen Mengen von Würmern (Larven und erwachsene Stadien) im Pferd ansammeln. Es sind damit schon durch die Methodik alle Fragen zu Infektionen mit Endoparasiten in der Vergangenheit geklärt – bei allen Pferden im Bestand.

Die regelmäßigen Kotproben bei der selektiven Entwurmung dienen deshalb dazu eine Aussage über die Zukunft zu treffen: Welches Pferd schafft es nicht, die Eiausscheidung von Spulwürmer und Strongyliden mit seinem Immunsystem selber zu stoppen? Welches Pferd hat noch so viele erwachsene weibliche Würmer im Darm, dass es in Zukunft eine Infektionsquelle für den gesamten Bestand wäre (wenn es nicht entwurmt wird)? Hier ist es bei den Kleinen Strongyliden sehr wichtig, die genaue Anzahl der ausgeschieden Eier zu kennen: Deshalb geht es auch hier nicht ohne Auszählen und ein Ergebnis in Eier pro Gramm Kot. Dazu wird das McMaster Verfahren angewendet.

Erfahren Sie hier wie eine regelmässig Kotprobe im Rahmen der Selektiven Entwurmung untersucht wird.

Woher kommt die Verwirrung?

Bei der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung dienen also Kotproben dazu, Krankheiten in Zukunft zu verhindern. Über die Vergangenheit sind hierbei schon die wesentlichen Dinge bekannt: Sind Kleine und Große Strongyliden im Bestand? Wirkt Ivermectin noch bei den Spulwürmern im Bestand? Welche Pferde sind die hohen Strongyliden Eiausscheider? Welche Wurmkuren machen bei ihnen Sinn? Bei welchem Tier sollten öfter Kotproben genommen werden?

Das ist eine komplett andere Vorgehensweise wie es bisher üblich war. Früher wurden Kotproben nur bei kranken Pferden untersucht. Die Tierärzte wollten am liebsten wissen, wie viele krankmachende Larven von Strongyliden und Spulwurm im Pferd waren. Dazu machte die einzelne Kotprobe keine Aussage. Deshalb haben Tierärzte in der Parasitologie bei Pferden gelernt, Kotproben zu misstrauen. Wer sich noch nie die vielen Untersuchungsergebnisse angeschaut hat, die im Rahmen der Zeitgemäßen (+Selektive) Entwurmung von einem Bestand erhoben werden, tut sich mit dieser Vorstellung schwer: Bei der Zeitgemäßen (+Selektiven) Entwurmung bekommen wir durch die Kotprobe genau die Aussage über die Zukunft, die wir brauchen.

Erfahren Sie hier wie Sie eine Kotprobe entnehmen.

Haben Sie noch Fragen zur Aussage von Kotproben beim Pferd? Dann sind Sie sicher nicht der Einzige, dem es so geht. Bitte schreiben Sie mir Ihre Fragen als Kommentar zu diesem Artikel. So profitieren allen Leser von der Antwort.

 

 

 

 

4 Comments
  • beatrice giehr
    Posted at 18:52h, 08 März Antworten

    guten tag, meine 19 jahre alte wb stute steht in einem stall wo prophylaktisch 3x pro jahr entwurmt wird. im einstellervertrag ist festgehalten, dass man sich an dieser entwurmungspraxis beteiligen muß, ausser es bestehen tierärztliche bedenken. dennoch konnte ich vor etwa 4 jahren auf die selektive entwurmung umsteigen. nun hat ein sinneswandel im vorstand stattgefunden und es sollen keine negativen kotproben mehr akzeptiert werden, sondern jedes pferd soll prophylaktisch eine wurmkur erhalten, ohne ausnahme. ich halte dieses vorgehen, einem pferd mit negativem kotproben befund eine wurmkur zu verpassen, für unlogisch und inakzeptabel.
    bin ich verpflichtet meinem pferd in jedem fall eine wurmkur zu verabreichen, weil es im einstellervertrag so geregelt ist? (wenn die kotprobe positiv ausfällt ist es für mich klar, dass ich mein pferd entwurme und im nachhinein eine wirksamkeitskontrolle durchführe)
    über eine antwort würde ich mich sehr freuen.
    mit freundlichen grüßen beatrice giehr

    • Dr Anne Becher
      Posted at 20:57h, 12 März Antworten

      Vielen Dank für diese ausführliche Schilderung. Ich kenne dieses Problem von vielen Pferdebesitzern, die weniger Wurmkuren verabreichen wollen und statt dessen selektiv entwurmunen wollen.
      Aus meiner Sicht gibt es hier mehrere Seiten:

      1. Die Frage, ob zu tun ist, was im Einstellervertrag unterschrieben wurde, ist eine juristische. Dazu kann ich als Tierärztin keine Antwort geben.

      2. Aus meiner Sicht ist es sehr, sehr schwierig den perfekten Stall zu finden, in dem alle eigene Erwartungen erfüllt sind. Die Wahl des Stall ist also immer eine Frage der eigenen Proritäten und finanziellen Möglichkeiten. Ob der Zwang zu einer gewissen Methode der Wurmbekämpfung eine Grund für einen Stallwechsel ist, muss jeder Pferdhalter selber entscheiden.

      3. Aus parasitologischer Sicht, gibt es nur sehr wenige Fällen in denen es sinnvoll ist, ein gesundes Pferd ohne Eiausscheidung zu entwurmen. Der hauptsächliche Zweck der der Gabe der Wurmkur ist es, die Eiausscheidung zu verhindern und damit den Zyklus der Würmer zu unterbrechen. Der Zweck ist also, den Infektionsdruck für die Herde zu senken. Wenn ein Pferd z.B. keine Strongylideneier ausscheidet, kann es also auch keine anderen Pferde gefährden, da es selber nicht zur Kontamination der Koppeln mit Strongylideneiern beiträgt.

      4. Zum guten Schluss befinden wir uns gerade in einer nicht zu unterschätzenden Änderung des Vorgehens beim Umgang mit Würmern bei Pferd. Veränderungen brauchen immer Zeit. Diese Veränderung ist besonders langwierig, da sich jeder Betroffene vom Tierärzt, über den Stallbetreiber bist zum Pferdebesitzer selber mit der Thematik auseinandersetzen und die neue Methodik durchdenken muss. Dann erst kommt der Schritt, den Ergebnissen der Kotproben, so wie wir sie heutzutage einsetzen, zu vertrauen. Aus meiner Sicht ist es deshalb immer sinnvoll, mit scheinbar kleinen Schritten anzufangen. Ein erster kleiner Schritt in Ergänzung zur 3 x jährlichen strategischen Entwurmung ist es, Einzahlreduktions-Test durchzuführen. Also am Tag der Entwurmung und 14 Tage später Kotproben zu untersuchen und die Wirksamkeit der Wurmkur zu überprüfen. Dies wird mittlerweile von ALLEN Experten empfohlen. Aus parasitologischer Sicht, ist dieser Schritt übrigens kein „kleiner“ sondern super wichtig, wenn des darum geht, Resistenzentwicklung zu verzögern.

  • Ariane Auer
    Posted at 05:01h, 21 April Antworten

    Hallo!
    Ab welcher Menge (EPG) sollte man entwurmen?
    Lg Ariane

    • Dr Anne Becher
      Posted at 14:13h, 07 Mai Antworten

      Der international übliche Wert, ab dem bei einem Befall mit Kleinen Strongyliden entwurmt wird, ist mittlerweile 200 EpG. In den ersten Studien zur Selektiven Entwurmung wurden auch Werte zwischen 200 EpG und 500 Epg verwendet.

      Wenn Spulwurmeier gefunden werden, sollte immer entwurmt werden.

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