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Entwurmung mit Köpfchen beim Befall mit Pfriemenschwänzen

Hat Ihr Pferd einen Befall mit Oxyuris equi? Dann ist es noch wichtiger als bei anderen Wurmart, dass Sie selber viel zu dieser Wurmart wissen. Die Bekämpfung ist leider sehr aufwendig und die alleinige Gabe von Wurmkuren oft sehr frustrierend. Deshalb eignet sich Entwurmung mit Köpfchen besonders gut, um die Pfriemenschwänze zu verstehen. Mit diesem Wissen können Sie individuell für Ihr Pferd planen: Welche Maßnahmen zur Bekämpfung sind sinnvoll?

 

Zu den ersten Schritten von Entwurmung mit Köpfchen beim Befall mit Oxyuris equi gibt es hier extra auch noch ein Video.

 

Hier gibt es mehr grundlegenden Informationen zum System von Entwurmung mit Köpfchen

 

 

Die Neun Schritte

Dokumentation Entwurmung

 

1. Schritt: Dokumentation

 

Beim Befall mit Pfriemenschwänzen(Oxyuris equi) ist es besonders wichtig zu dokumentieren: Denn auch in Deutschland wirken die zugelassenen Wurmkuren nicht mehr so gegen diese Wurmart, wie dies ursprünglich einmal üblich war. Dokumentieren Sie genau, wann Sie welchen Wirkstoff in der Wurmkur verabreich haben. Welche Wirkung ist danach eingetreten oder auch nicht.

 

Nur so können Sie dann für die Zukunft das Entwurmungsmittel wählen, das im jeweiligen Bestand noch gegen Pfriemenschwänze wirksam ist. Auch das richtige Intervall zwischen den Wurmkuren kann nur mit Informationen aus der Vergangenheit bestimmt werden. Zu diesen Informationen gehört auch: Wann wurden welche Wurmstadien von alleine oder nach der Entwurmung vom Pferd ausgeschieden?

 

Zur Dokumentation steht hier mit der Vorlage Dokumentation Oxyuris Bekämpfung EntwurmungPferd ein gratis Dokumentationsbogen für Oxyuris equi zur  Verfügung.

 

Weitere Infos sind auch in diesem Video zur Dokumentation und Diagnose beim Befall mit Oxyuren zu finden.

 

Video Diagnose Pfriemenschwänze

 

 

 

Diagnose Entwurmung

 

2. Schritt: Diagnose

 

Mit dem Auge

 

Das Auge des Pferdebesitzers diagnostiziert meisten die Pfriemenschwänze. Entweder werden erwachsene Würmer auf dem Pferdeapfel gefunden oder die Eischnüre fallen als eingetrocknete Beläge auf der Haut um den After auf. Diese Beobachtungen sind ganz wichtig und keine Laboruntersuchung kann diese ersetzen.

 

Sie als Pferdebesitzer haben hier also eine entscheidende Rolle in der Bekämpfung. Je genauer Sie beobachten – gerade im Anschluss an eine Entwurmung –  und diese Beobachtungen dokumentieren, desto besser können Sie die Wirkung der Wurmkur aber auch die Abwehrkraft Ihres Pferdes beurteilen.  Schauen Sie genau hin, wenn Sie Würme sehen. Sind dies wirklich erwachsene Würmer oder vielleicht eher kürzere jugendliche Stadien? Mehr Infos zu diesem Punkt gibt es auch in diesem Video.

 

Wenn Sie sich nicht sicher sind, was für einen Wurm sie gefunden haben: Machen Sie ein Foto und lassen Sie vom einem parasitologisch erfahrenen Tierarzt eine Diagnose stellen.

 

Mit dem Tesafilm-Abklatsch

 

Der Tesafilm Abklatsch ist die klassische Methode, um die Eier von Pfriemenschwänzen unter dem Mikroskop nachzuweisen. Wie diese Methode funktioniert, können Sie auch in diesem Video sehen.

 

Mit der Kotprobe

 

Labormitarbeiter finden gelegentlich auch Eier von Pfriemenschwänzen in Kotproben. Aber das ist eher ein Zufallsbefund, da die erwachsenen Würmer ja ihre Eier um den Anus herum auf die Haut nicht im Enddarm ablegen wollen.

 

 

Risiko Entwurmung

3. Schritt: Beurteilung des Risikos

 

Für das Pferd

 

Aus tierärztlicher Sicht ist das Risiko, das  von Pfriemenschwänzen für die Gesundheit der Pferde ausgeht, nicht besonders hoch: Viele Pferde haben ein so gutes Immunsystem, dass sie trotz einer Infektion mit Oxyuris equi die Weiterentwicklung der Würmer in ihrem Darm verhindern können. Es werden also keine Eier ausgeschieden. Wieder andere Pferde schaffen dies nicht und die Besitzer finden immer wieder eingetrocknete Einschnüre am After oder Würmer im Kot. Trotzdem haben auch diese Pferde keinerlei Symptome.

 

Meist sind es nur einzelne Tiere im Bestand für die ein gesundheitliches Risiko von Pfriemenschwänzen ausgeht. Sie schaffen es nicht selber, die Würmer an ihrer Entwicklung zu hindern. Außerdem reagieren Sie teilweise mit extremen Juckreiz auf die eintrocknenden Eischnüre am After. In der Folge können Entzündungen der Haut im Bereich der Schweifrübe entstehen, wenn sich die Pferde zu viel an Stallwänden usw. scheuern.

 

Für den Bestand

 

Aus parasitologischer Sicht ist aber dies noch nicht das größte Risiko. Viel gefährlicher ist folgender Fall: Unerkannt sind resistente Würmer in einem Bestand und es wird weiter mit dem Wirkstoff entwurmt, der nicht mehr vollständig wirkt. Dann überleben nur noch die resistenten Würmer die Entwurmung und die Resistenz breitet sich immer weiter aus. Gibt es zusätzlich Pferde im Bestand, deren Immunsystem die Oxyuren nicht ausreichend selber in Schach hält, entsteht eine sehr problematische Situation.

 

Nehmen Sie sich für die Risikoanalyse bei einem Oxyuren Befall genug Zeit. Vor diesem Hintergrund können Sie viel besser auch das Ziel der Bekämpfung dieses Wurmart bei Ihrem Pferd bzw. im Bestand festlegen: Wollen Sie die Pfriemenschwänze vollständig aus dem Bestand eliminieren oder nur den Infektionsdruck soweit gesenken, dass das Immunsystem Ihres Pferdes selber wieder gut mit den Würmern zurechtkommt und die Symptome verschwinden?

 

Diskutieren Sie die Risikoanalyse und das Bekämpfungsziel auch in jeden Fall in der Stallgemeinschaft bzw. mit dem Stallbesitzer. Das Konfliktpotential ist hier sehr groß und in der Folge entsteht leicht Frustration.

 

 

Haltung Entwurmung

 

4. Schritt: Beurteilung der Haltung

 

Oxyuren sind eine typgische Stallinfektion. Deshalb macht es einen entscheidenden Unterschied, ob das befallene Pferd in einer Einzelbox oder in der Gruppe gehalten wird.

 

Bei einer Einzelbox können sich die herabfallenden eingetrockneten Pfriemenschwanz Eischnüre nur in der Box verteilen: In der Folge ist der Infektionsdruck für das einzige Pferd in der Box sehr hoch. Alle anderen Pferde können sich höchstens mit einzelne Eiern infizieren, die passive mit Schubkarren, Schuhen oder über Putzzeug verteilt werden. Andererseits ist es wesentlich einfacher nur eine Box zu reinigen und die Oxyuren-Eier möglichst vollständig zuentfernen.

 

In der Gruppenhaltung sind alle Pferde dem gleichen Infektionsdruck ausgesetzt. Reinigungs- und Bekämpfungsmaßnahmen sollten immer die ganze Gruppe einbeziehen. Dadurch sind nicht nur mehr Pferde sondern meist auch mehr Besitzer betroffen. Die Bekämpfung von Pfriemenschwänzen wird dadurch schwieriger.

 

Außerdem sollten mit Pfriemenschwänzen befallene Pferde nicht vom Stallboden gefüttert werden. Die eingetrockneten heruntergefallenen Eischnüre werden dabei leicht mitgefressen. Allerdings ist es für den physiologischen Zahnabrieb wichtig, dass das Pferd beim Fressen den Kopf ganz am Boden hat. Deshalb sollte die Fütterung mit erhöhter Kopfposition nur auf die Zeiträume begrenzt werden, solange das Pferd Pfriemenschwanzeier ausscheidet bzw. die Eiausscheidung nicht ausgeschlossen werden kann.

 

 

Herde Entwurmung

 

5. Schritt: Beurteilung der Herde

 

Auch hier ist wieder wesentlich, dass Oxyuren eine Stallinfektion sind. Die epidemiologisch hauptsächlich betroffen Herde sind deshalb alle Pferde, die im selben Stallabteil bzw. in derselben Box stehen.

 

Weniger wichtig sind folgende Übertragungswege: Auch beim gegenseitigen Kraulen kann ein Pferd Pfriemenschwanzeier mit dem Maul aus dem Fell des Koppelkollegen aufnehmen. Infizierte Pferde können natürlich auch eingetrocknete Einschnüre auf dem Paddock oder der Koppel verlieren, so dass dann alle Tiere, die sich dort befinden, betroffen sind. Außerdem gibt es immer wieder Fälle, in denen die eintrockneten Eier über verunreinigte Geräte und Ausrüstungsgegenstände bzw. die Schuhe oder die Kleidung von Menschen verbreitet werden. Dadurch kann die betroffene Pferdeherde noch größer werden.

 

 

Hygiene Entwurmung

 

6. Schritt: Beurteilung der Hygiene

 

Die Hygienemaßnahmen stellen einen wesentlichen Bestandteil der Bekämpfung von Oxyuris equi dar. Der hier betriebene Aufwand entscheidet, welches Bekämpfungsziel erreicht werden kann.

 

Ganz grob können die Maßnahmen so eingeteilt werden:

Pferd: Hygienemaßnahmen am Fell und in der Region um den After

Stall: Hygienemaßnahmen in der Box  bzw. im Stallabteil

Ausrüstung: Hygienemaßnahmen für die alle Gegenstände und Menschen, die mit dem befallenen Pferd bzw. seiner Box Kontakt haben

 

Wann welche Maßnahme sinnvoll ist, hängt von der Jahreszeit ab und davon, ob gerade eine Eiausscheidung stattfindet oder sicher ausgeschlossen ist.  Den einzigen richten Hygieneplan bei Pfriemenschwanzbefall gibt es nicht. Welche Maßnahmen für welchen Fall sinnvoll sind, sollte mit allen Beteiligten besprochen und festgelegt werden. Ziel ist immer eine Senkung des Infektionsdrucks.

 

Aber wie weit der Infektionsdruck alleine durch die Hygienemaßnahmen gesenkt werden muss bzw. soll ist von Fall zu Fall zu Fall unterschiedlich. Dabei spielen auch andere Faktoren eine Rolle: Gibt es schon resistente Pfriemenschwänze im Bestand oder wirken noch alle Wurmkuren? Wie gut kommt das Immunsystem der betroffenen Pferde mit den Oxyuren zurecht? Wie groß ist der Aufwand für die einzelnen Hygienemaßnahmen und wer führt diese durch?

 

 

Infektionsdruck Entwurmung

 

7. Schritt: Beurteilung des Infektionsdruck

 

Die Haltungsform bestimmt wesentlich wie hoch der Infektionsdruck für das einzelne Pferd und die Herde ist. Außerdem spielt es eine große Rolle, wie viele Pferde  im Bestand Oxyuren-Eier ausscheiden bzw. viele Tiere es schaffen, die Entwicklung der Würmer in Ihrem Darm zu verhindern.

 

Genauso wichtig ist die Konsequenz mit der Sie die Pfriemenschwänze bekämpfen. Hier gilt es Maßnahmen festzulegen und dann für die nächsten Monate immer am Ball zu bleiben. Ab und zu mal eine Wurmkur oder eine gründliche Reinigung bringen leider nicht sehr viel bzw. führen meist nur zur Frustration aller Beteiligten. Überlegen Sie deshalb schon jetzt, wann die nächsten Schritte notwendig sind, wie Sie diese in Erinnerung behalten und was Sie motiviert durchzuhalten.

 

Immunsystem Entwurmung

 

8. Schritt: Beurteilung des Immunsystem

 

Der Zustand des Immunsystems des einzelnen Pferdes ist der wesentliche Faktor, ob sich Pfriemenschwänze im Darm der Tiere weiterentwickeln können. Manche Pferde können immer eine Entwicklung verhindern. Andere Tiere schaffen dies in der überwiegenden Zeit – außer in stressigen Phasen wie zum Beispiel im Fellwechsel. Diese brauchen dann genau in dieser Zeit Unterstützung.

 

Wieder andere Tiere können die Vermehrung der Pfriemenschwänze dauerhaft nicht unterbinden. In diesen Fällen sollten Sie zusammen mit einem Tierarzt überlegen, wie Sie die Abwehrkraft Ihres Pferdes verbessern können. Dabei spiel es eine große Rolle, wie alt Ihr Pferd ist und ob es noch andere – vielleicht sogar chronische -Krankheiten hat.

 

 

Entwurmung sinnvoll

9. Schritt: Entscheidung für oder gegen die Entwurmung

 

Neben den Hygienemaßnahmen ist die Anwendung von wirksamen chemischen Entwurmungsmitteln der zweite wesentliche Erfolgsfaktor für die Bekämpfung von Pfriemenschwänzen. Die Entscheidung fällt dementsprechend auch fast immer für die Anwendung einer Wurmkur. Zugelassen sind dazu in Deutschland drei Wirkstoffgruppen. Bei der Auswahl sollte auch beachtet werden, ob Ihr Pferd gesund ist oder nicht. Die Wirkstoffe werden unterschiedlich verstoffwechselt bzw. vom Körper aufgenommen und abgebaut. Deshalb sollte gerade bei chronisch kranken Tieren die Wahl der Wurmkur immer mit einem Tierarzt abgesprochen werden.

 

Auch bei Pfriemenschwänzen gibt es schon Resistenzen. Darum ist es bei der Entwurmung gegen Pfriemenschwänze unumgänglich, die Wirksamkeit zu überprüfen. Dazu ist erstens eine gute Dokumentation und zweitens eine kontinuierliche Fortsetzung der Diagnostik notwendig. So schließt sich wieder der Kreislauf von „Entwurmung mit Köpfchen“. Aber nur so können Sie zusammen mit Ihrem Tierarzt festlegen, wann die nächste Entwurmung notwendig ist.

 

 

 

Hier gibt es mehr grundlegenden Informationen zum System von Entwurmung mit Köpfchen

 

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